Als Traditionell Europäische Medizin (TEM) wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Ansätzen im europäischen Raum bezeichnet. Diese reichen bis in die Antike zurück und wurden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder aufgegriffen, aber auch verändert. Nach der Antike wurden besonders in den Klöstern des Mittelalters erkrankte Menschen behandelt und die Medizin hierdurch weiter entwickelt. Seit etwa drei Jahrzehnten erfreut sich die TEM wieder eines breiteren Interesses. Aktuell gibt es eine nahezu unüberschaubare Anzahl von Menschen, die sich professionell mit TEM beschäftigen und ihr Wissen in Form von Büchern, Vorträgen oder in diversen Ausbildungen weitergeben. Zum Teil haben sie ihr Wissen aus Vorgenerationen erhalten, zum Teil aber auch durch intensives Studium von Büchern und Traditionen. Einige dieser Personen haben nahezu eigene Richtungen innerhalb der TEM entwickelt. Zusätzlich haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr Vereine gegründet, deren Ziel es ist, überliefertes europäisches Wissen zu sammeln, zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zumeist werden in der TEM Mittel aus pflanzlichen, seltener aus tierischen und mineralischen Grundsubstanzen verwendet. Je nach Gebiet und propagierender Person wird dabei einzelnen Substanzen wie etwa bestimmten Pflanzen, oder auch dem Honig oder Apfelessig ein besonderes Gewicht verliehen und diese somit ins Zentrum der Krankheitsvorsorge und -behandlung gestellt. In der modernen TEM werden kaum noch ganzheitliche Ansätze etwa nach den menschlichen Konstitutionstypen angewendet, statt dessen gibt es eine breite Palette der Sammlung an vor allem pflanzlichen Mitteln zum gezielten Einsatz bei Beschwerden. In der Gemmotherapie, einer noch recht jungen Form der TEM, wird besonders Embryonalgewebe von Pflanzen (wie Knospen, Trieb- oder Wurzelspitzen) eingesetzt. Weiterhin spielen in der TEM auch warme und kalte Wasseranwendungen in Form von Bädern, Güssen, Wickel und Waschungen eine große Rolle, wie sie besonders von Sebastian Kneipp (1821-97) entwickelt wurden. Auch die Behandlung von Erkrankungen mittels Edelsteintherapie ist in der TEM verbreitet. Hildegard von Binden (1098-1179) etwa beschreibt diese Anwendungen sehr ausführlich in ihren Werken, die auch heute noch Verwendung finden. Bei der Edelsteintherapie werden spezielle Steine am Körper getragen oder auch Wasser, in das über Nacht Steine eingelegt wurden, getrunken. Von der Einnahme pulverisierter Edelsteine, wie es sich noch in diversen älteren Werken als Empfehlung findet und wie es auch etwa im Ayurveda teilweise noch praktiziert wird, nimmt man in der TEM heute allerdings Abstand.
Mit dem steigenden öffentlichen Interesse an TEM hat sich auch das Angebot an Büchern oder Ausbildungen, die sich an Laien zum Zweck der Selbstbehandlung richten, vervielfältigt und ist nahezu unüberschaubar.